Seit 2018 wurden in Bayern etwa 1.700 Photovoltaikanlagen (von Balkon- bis Freiflächenanlagen) in Betrieb genommen. Davon sind 300 Freiflächenanlagen mit einer Leistung von jeweils mehr als 3.500 kWp, also Anlagen, die mehr als halb so groß sind wie die am Postweiher. (Nachfolgender Link zeigt die Standorte dieser 300 Freiflächenanlagen)

Auffallend ist, dass sich insbesonders im - ohnehin begrenztem - Stadtbereich von anderen kreisfreien Städten keine Freiflächenanlagen in dieser Größenordnung finden lassen.

Auffallend ist auch, dass sich unter diesen 300 Freiflächenanlagen keine finden lässt, die sich - wie die am Postweiher - bis auf 55 m einem Wohngebiet nähert.

Datenquelle: Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, Auszug vom 04.04.2023

Die Anlage "Striegel" ist die "leistungsfähigste" und die einzige mit einem direkten Abnehmer vor Ort.

Die Anlage in Ursensollen-Wappersdorf ist die einzige, an der sich Bürger beteiligen konnten.

Die Anlage am Schlackenberg ist die einzige, die auf einer Konversionsfläche errichtet wurde.

Die Anlage am Postweiher ist die einzige, die gegen den Widerstand der Anwohner errichtet wurde. 

Diese Mandatsträger wurden angeschrieben um auf die Situation einer am Wohngebiet zu nah platzierten Photovoltaik-Freiflächenanlage hinzuweisen. Beim Bürgerbeauftragten wurde die mangelnde Neutralität des ersten Abwägungsprozesses im Bebauungsplanverfahren moniert.

Aussagen in der Antwort von der Staatskanzlei in Vertretung des Ministerpräsidenten:

- Die Bauleitplanung erfolgt im Rahmen der kommunalen Planungshoheit der Kommunen und auf Basis ihres verfassungsmäßig verankerten Selbstverwaltungsrechts.

-Das Instrument der Bauleitplanung ermöglicht es dabei den Kommunen, die Interessen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger und die Belange des Umweltschutzes in einem förmlichen Verfahren mit anderen betroffenen Belangen abzuwägen.

- Da die Zuständigkeit für diese Thematik sowohl beim Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr als auch beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie liegt wurde unser Schreiben dorthin weitergeleitet.

Aussagen in der Anwort vom Bürgerbeauftragten:

- Die Stadt Amberg hat im Rahmen ihres Selbstverwaltungsrechts ihre eigene Entscheidungsbefugnis.

- Entscheidungen der Stadt können weder vorgegriffen, noch diese abgeändernd, aufgehoben oder beeinflußt werden.

- Der Herr Oberbürgermeister hat dem Bürgerbeauftragten persönlich versichert, dass "...sämtliche Einwände der Anwohnenden in das Verfahren aufgenommen wurden und, dass auf Grund dessen das Projekt in punkto Eingrünung und Abstand im Sinne der Bürgerinnen und Bürger angepasst wurde"

Die angeschriebenen Mitglieder des Bayerischen Landtages und des Deutschen Bundestages waren zu einer Rückantwort nicht im Stande.

Im Vorhaben- und Erschließungsplan vom 13.10.2021 wurde der nördliche Grünstreifen von 10 bis 18 m auf durchwegs 20 m und die Hecke auf eine 4-reihige mit zusätzlichen Hainbuchen erweitert.

Die Schnittbilder suggerieren, dass nur vom Standpunkt an der Speckmannshofer Straße (Schnitt D) aus die obersten Modulaufbauten sichtbar sein werden. Eine Sicht auf die Modulreihen von den Standpunkten Am Postweiher 18-24 (Schnitt C) und Fuchsloch 22 (Schnitt B) wäre grundsätzlich nicht gegeben.

Die tatsächliche Wirkung des Sichtschutzes wird die Zeit aufzeigen.

Stadtratssitzung am 25.10.2021, Anlage 4: Vorhaben- und Erschließungsplan i.d.F. vom 13.10.2021

Die Stadt Amberg hat mit einem Landschaftsarchitekten und Stadtplaner 18 Standpunkte für Blickrichtungen auf die geplante PV-Anlage festgelegt.

Davon liegen

- 14 Standpunkte in einer Entfernung von 300 m bis 3,9 km im Fernbereich der Anlage und

- 4 Standpunkte (davon zwei mit Sichtbehinderung) in einer Entfernung von kleiner 300 m im Nahbereich der Anlage.

Aufgrund dieser besonders gewählten Standpunkte kommt die Analyse zu der "qualifizierten" Aussage:

"Aufgrund der Eingrünungen der meisten Grundstücke in der Wohnbebauung sollte davon ausgegangen werden, dass die Sichtbarkeit auf die PV-Anlage wahrscheinlich eher eingeschränkt ist."

Das besondere Fazit der Sichtbarkeitsanalyse:

"Die PV-Anlage entfaltet ihre Fernwirkung eher von Hochpunkten aus und stellt damit keine dauerhafte und auf eine große Anzahl von Menschen wirksame Beeinträchtigung dar."

Stadtratssitzung am 17.05.2021, Anlage 9: Auszug aus der Sichtbarkeitsanalyse vom 30.03.2021

Auszug des Programmentwurfes auf Seite 13:

 "Die Photovoltaik wollen wir nicht nur auf die Dächer, sondern auch in die Fläche bringen. Neue Flächenkonkurrenzen wollen wir dabei vermeiden. Der Ausbau soll neben Autobahnen und Schienen auf versiegelten Flächen, etwa über Parkplätzen und Brachen und auf Konversions- oder Bergbauflächen, erfolgen und nicht auf wertvollem Ackerland."

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag haben sich am 30.11.2020 zu einer höchst interressanten und vor allem realistischen und polemisch freien Position zu PV-Freiflächenanlagen bekannt.

Dieses Positionspapier versucht die Anfordungen der Energiewende in Einklag mit der Natur und den Bedürfnissen der Menschen zu bringen.

Das Papier könnte nicht nur als "Blaupause" für kommunale Bündnis 90/Die Grünen-Positionen dienen, sondern es könnte auch als Basis für eine unbedingt erforderliche, städtische Festlegung von Rahmenbedingungen, bei der Standortwahl von PV-Freiflächenanlagen herangezogen werden.

Auszug aus Kapitel 5):

Eine besondere Abwägung zwischen Nutzen und negativen Auswirkungen für „klassische“ Photovoltaik-Freiflächenanlagen sollte erfolgen für

 die Unterschreitung des Mindestabstands von 400 m zur Wohnbebauung

 unzerschnittene, störungsarme Räume

 touristische Schwerpunktgebiete / Erholungsgebiete

 ökologische Korridore / Wildtierkorridore

Auszug aus Kapitel 6):

Die Anlagen sollen sich weitgehend in das Landschaftsbild einfügen. Dies kann mit einer Anordnung in Senken oder in von Wald oder Hecken umgrenzten Bereichen erfolgen. Es ist eine Umpflanzung mit gebietsheimischen Sträuchern vorzusehen, wenn diese nicht bereits vorhanden sind. Bei der Wahl des Standortes ist ggf. ein Gutachten zur Blendwirkung zu erstellen, um schädliche Auswirkungen auf die Anwohner*innen zu vermeiden.

- Eine Umzingelung von Ortslagen durch PV-Freiflächenanlagen soll ausgeschlossen werden. Es muss ein ausreichender Abstand zur Wohnbebauung (400 m) eingehalten werden.

- Die Bebauung von weithin sichtbaren Hängen und Kuppen in landschaftlich reizvollen Gebieten soll unterbleiben.

Im bestehendem Gewerbegebiet West  (AM32B), mit einer Größe von ca. 37.000 qm und etwa 50 mehr oder weniger großen Gebäuden, sind nach Auskunft des Energie-Atlas Bayern vom 31.12.2018 drei Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Stand Heute sind es fünf. Von den acht Neubauten in der Kastnerstraße ist gerade mal eine mit einer PV-Anlage bestückt!

Nach dem Solarpotenzialkataster der Stadt Amberg wären alle diese Dachflächen geeignet, bei hoher bis mittlerer Sonneneinstrahlung, Solarenergie zu liefern.

Das Potenzial der möglich erzielbaren Solarenergie auf den Gebäudedachflächen im Gewerbegebiet West wurde und wird bei weitem nicht ausgeschöpft.